VIELFALT – WIR LEBEN SIE! 2019 RAUM GEBEN – Die Einrichtungen, die ein Profilprojekt zum Thema „Raum geben“ durchführen, sind die Ev. Jugend Essen-Katernberg - Jugendhaus Neuhof - und das Forum Ev. Jugendarbeit Duisburg e.V. - Jugendforum Duisburg. Sie umschreiben das Thema wie folgt: „Raum sowohl im eigentlichen als auch im übertragenen Sinne ermöglicht Offene Jugendarbeit. Raum im Sinne von Räumlichkeit ermöglicht es jungen Menschen einen Ort zu gestalten, in dem sie sich wohl und sicher fühlen, den sie nutzen können für den Austausch mit Gleichaltrigen, um Zeit für sich zu haben, die eigenen Interessen auszuleben und so Abstand von ihren häufig sehr belastenden Lebensumständen zu haben. Wir geben Raum für freie Entfaltung, Orientierung und Weiterentwicklung. Räume können aber auch Orte sein, an denen man sich aufhält: Das sind neben dem Jugend- zentrum auch Stadtteile, Parks, etc.“ MÖGLICHKEITEN Das Thema „Raum“ wird in den Profilprojekten multiperspek- tivisch betrachtet: Auf der einen Seite bietet das Jugendzen- trum eigene Räume für junge Menschen, und somit auch für Geflüchtete. Diese Räume der OKJA sind gezielt für Kinder und Jugendliche gedacht. Gleichzeitig ist das Jugendzentrum aktiver Bestandteil eines lebendigen Sozialraums. Doch geht es in unserem Projektschwerpunkt nicht nur um materielle Räume, sondern auch darum, Jugendliche zu stärken und zu unterstützen, sich neue Räume anzueignen – neue Er- fahrungsräume, Räume für Weiterentwicklung, Räume für gesellschaftliches Engagement usw. RÄUME ÖFFNEN Räume für Kinder und Jugendliche zu öffnen, ist ein Kern- element der OKJA. Diese Räume in den Einrichtungen bieten Besucher*innen Möglichkeiten zum Treffen, zur Entfaltung, zum einfach nur Kind sein sowie sich ohne Eltern aufzuhal- ten. OKJA bietet ferner die Möglichkeit, einen eigenen Raum zu haben, ihn gemeinschaftlich zu prägen, zu verändern und formen zu können und sich damit selbst aktiv einzubringen. Fachkräfte können dies aktiv mit eigenen Arrangements, Handlungs- und Interaktionsangeboten unterstützen, die idealerweise einladen, sich die Räume zu eigen zu machen. Die Jugendlichen können diese Angebote wahrnehmen, müssen es aber nicht. Zudem werden Räume zum einen durch persönliche An- sprache, Abholung von den Unterkünften oder von Zuhause, Einladung zu Aktionen etc. geöffnet, zum anderen über Wer- bung wie Infobroschüren, Plakate, Flyer und Netzwerkarbeit. Räume öffnen kann auch heißen, Angebote der Einrichtung in den Sozialraum zu verlagern und Anknüpfungspunkte dort zu finden, wo sich junge Geflüchtete aufhalten, z.B. in Unter- künften, Schulen und auf öffentlichen Plätzen. Besucher*innen, die neu in Deutschland sind, haben meist geringe Deutschkenntnisse. Die Ansprache in der Heimat- sprache durch Muttersprachler*innen erhöht die Möglichkeit, dass auch diese Besucher*innen sich Räume aneignen kön- nen. Räume öffnen heißt im Hinblick auf junge Geflüchtete auch, viel stärker darauf zu achten, (fast) nichts als selbst- verständlich oder selbsterklärend vorauszusetzen und sehr viel zu erklären, zu zeigen und transparent zu machen. RAUM FÜR ANGEBOTE Besucher*innen sollten in die Entwicklung von Angeboten einbezogen werden. Dies kann dadurch geschehen, dass Be- sucher*innen gezielt gefragt werden oder durch Aufgreifen von Themen bzw. Interessen der Besucher*innen. Dabei kann die OKJA auf ein großes Spektrum von Partizipationspraxis zurückgreifen, das weit über sprachliche Formen hinaus- geht. Angebote, die auf die Interessen der Besucher*innen zugeschnitten sind, finden mehr Anklang und werden besser besucht. Dementsprechend sollten Angebotsinhalte bewusst ausgewählt werden, um die Räume attraktiv für die Besu- cher*innen zu gestalten. Junge Geflüchtete haben sich z.B. sehr gut in kulturelle Angebote (Essensangebote, Teeange- bote etc.) eingebracht, da sie sich oft damit identifizieren können. Dabei ist es wichtig, dass sich die Fachkräfte auch mit ihnen unbekannten Themen der Besucher*innen ausein- andersetzen, um auf diese eingehen zu können. Ergänzend sollten die Besucher*innen von den Fachkräften behutsam an Themen herangeführt werden, die ihren Horizont erweitern und Brücken in die hiesigen Alltagskulturen bauen. DEN RAUM VORSTELLEN Bevor sich junge Geflüchtete Räume aneignen können, haben sie zunächst viele Eindrücke mit vielen neuen Menschen zu verarbeiten. Häufig kennen junge Geflüchtete die Arbeit und Strukturen von Jugendeinrichtungen nicht. Dies kann neugierig machen, aber auch verunsichern. Sicherheit kann vermittelt werden, indem im ersten Schritt die Jugendarbeit 51